Informationen zu den Lernmaterialien

Der Schulausflug

von Paul Maar

aufbereitet und zusammengestellt
von
Krystyna Strozyk und Susanne Eiynck-Smith

Inhalt

Der Text erzählt von dem Ausflug einer Schulklasse, die durch einen Wald zur Ruine einer alten Ritterburg wandert.

Die zentralen Personen in der realistischen Erzählung sind Tina und Tim, zwei Kinder aus der Klasse, die miteinander befreundet sind.

Die Klassenlehrerin Frau Bode spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, denn sie ist die Person, die den Schulausflug begleitet und deren Anweisungen in der freien Natur noch bedeutsamer sind als im geschützten Raum der Schule. Hier entsteht auch gleich der Spannungsmoment der Handlung.

Frau Bode hält die Kinder freundlich, aber bestimmt über ihre klaren Anweisungen zusammen. Während einer Pause widersetzt sich Tina den Gruppenregeln und verschwindet heimlich, um Himbeeren zu pflücken. Niemand außer ihrem Freund Tim bemerkt ihr Davonschleichen. Sie flüstert ihm noch zu, dass sie wieder da sein wird, bevor die Gruppe aufbricht.

Tina verirrt sich jedoch und findet nicht zurück zur Gruppe. Tim steckt nun in einem großen Gewissenskonflikt. Er ist Tina gegenüber zunächst loyal. Er vertuscht ihre Abwesenheit, indem er beim Abzählen für sie mitzählt. Gleichzeitig macht er sich aber große Sorgen über ihren Verbleib.

Irgendwann hält er es nicht mehr aus und gesteht Frau Bode sowohl Tinas Verschwinden als auch seinen Schwindel. Wider Erwarten reagiert Frau Bode nicht verärgert, sondern nur sehr besorgt und aufgeregt. Mit der ganzen Klasse läuft sie zurück zur Ruine. Aber dort ist Tina nicht zu finden. Sie will die Polizei verständigen und läuft nun mit allen Kindern zurück zum Bus. Dort sitzt Tina wohlbehalten neben dem Busfahrer. Alle sind erleichtert. Am Ende geht es dann zwischen Frau Bode, Tina und Tim nur um die Frage, wer die größte Angst ausgestanden hat.

Textanspruch und Zielgruppe

Der realistische Text ist in einfacher chronologischer Handlungsfolge mit einem klassischen Höhepunkt angelegt. Der Spannungsmoment entsteht nicht nur durch das Verschwinden von Tina, sondern auch durch das Dilemma, in dem sich ihr Freund Tim befindet. Tim möchte Tina nicht verraten und schwindelt für sie. Er ist aber auch in großer Sorge, die sich im Verlauf der Geschichte weiter steigert bis er Frau Bode die Wahrheit erzählt. Die Spannung löst sich erst am Ende durch Tinas Anwesenheit im Bus wieder auf. Der kindliche Leser atmet mit den Protagonisten Frau Bode, Tim und Tina erleichtert auf.

Die Erzählhandlung ist leicht zu verstehen. Sie richtet sich an Kinder, die in etwa so alt sind wie die Hauptfiguren Tim und Tina. Kinder in einem 3. oder 4. Schuljahr können sich gut mit den beiden Protagonisten identifizieren. Es geht um ein typisches Kinderthema: Ein eindeutiges Verbot wird überschritten; die dadurch entstandene Gefahr bringt alle Beteiligten in eine schwierige Situation. Tina, weil sie sich verirrt und im Wald fürchtet, Tim und Frau Bode, weil sie sich um Tina große Sorgen machen. Tim steckt außerdem in einem Gewissenskonflikt. Er versucht die Abwesenheit von Tina zunächst durch einen Schwindel zu vertuschen. Erst als die Angst um Tina größer wird als seine Loyalität, wendet er sich an eine erwachsene Person, seine Lehrerin Frau Bode, die weiß, wie jetzt gehandelt werden muss. Es gibt am Ende der Geschichte keine Schuldzuweisung und keine Strafe. Jeder nimmt nur für sich in Anspruch, die größte Angst gehabt zu haben. Dies scheint für Tina und Tim schon Bestrafung genug. Ob das Handeln der beiden noch Konsequenzen für sie haben wird, bleibt offen.

Jedes Kind in diesem Alter hat schon vergleichbare Situationen erlebt.

Das Überschreiten von Grenzen, der Umgang mit Verboten sind zentrale Themen im Kinderalltag.

Paul Maar legt seine Erzählung so an, dass der kindliche Rezipient sich sowohl mit Tina, als auch mit Tim identifizieren kann. Auch in die Rolle von Frau Bode wird sich jedes Kind hineinversetzen können.

Methodische Hinweise

Erstbegegnung mit dem Text

Es empfiehlt sich, die Geschichte im Vorfeld gemeinsam zu erlesen, damit Raum für ein interpretierendes Gespräch entstehen kann. Der Text ist wegen seines realistischen Gehalts und seines einfachen Erzählaufbaus zwar leicht zu verstehen, doch lohnt es sich, in einem Anschlussgespräch die Kinder selbst zu Wort kommen zu lassen. Das Problem der drei Protagonisten, Tina, Tim und Frau Bode, sollte aus ihrer jeweiligen Perspektive thematisiert und verstanden werden.

Die Kinder können hier einen wichtigen Gesprächsbeitrag leisten, wenn sie sich z.B. in die jeweilige Rolle hineinversetzen, um die Gefühle der Protagonisten zu verbalisieren. Besonders Tims Gewissenskonflikt, der über sein ambivalentes Verhalten zum Ausdruck kommt, sollte genau und einfühlsam beschrieben werden.

Wichtige Anschlussfragen, die in Bezug zu den Bildern gesetzt werden können:

Zu Tina:

  • Wie fühlt sich Tina, als sie sich davonschleicht?
  • Wie verändert sich Tinas Gefühl, als sie zurück zur Ruine kommt und die Gruppe nicht mehr vorfindet?
  • Warum rennt Tina immer schneller?
  • Was fühlt Tina, als sie stehen bleibt und das Knacken eines Zweiges hört?
  • Wie fühlt sich Tina, als sie den Hasen sieht.

Redemittel:

  • Als Tina sich davonschleicht, fühlt sie sich sehr sicher.
  • Sie glaubt, dass sie schnell wieder da ist.                        
  • Tina ist sauer, weil die anderen weg sind.
  • Tina ist unsicher, weil sie nicht weiß, welchen Weg sie nehmen soll.
  • Tina rennt so schnell sie kann, weil sie Angst bekommt.
  • Tina hält vor Angst den Atem an.
  • Tina ist erleichtert, als sie den Hasen sieht.

Zu Tim:

  • Wie fühlt sich Tim wohl, als Tina sich davonschleicht?
  • Wie fühlt sich Tim, als Frau Bode aufbrechen will und abzählen lässt?
  • Warum nennt Tim für Tina die Zahl 29?
  • Warum gesteht Tim Frau Bode dann doch, dass Tina fehlt?
  • Glaubst du, dass Tim sauer auf Tina ist?

Zu Frau Bode:

  • Warum schimpft Frau Bode nicht, als sie hört, dass Tim versucht hat, Tinas Verschwinden zu verheimlichen?
  • Was glaubst du, wie sich Frau Bode fühlt, als sie Tina nicht an der Ruine finden?
  • Warum behauptet am Ende jeder, dass er die größte Angst hatte?
  • Wie hat sich die Angst der drei Personen angefühlt?

Weiterführendes Gespräch unter Einbeziehung der Erfahrungen der Kinder

Weiterführende Fragen finden sich in der Datei „Gesprächsimpulse“.
Für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, ist ein Wortspeicher und ein Angebot an Redemitteln eine gute Gesprächshilfe, weil hier auf einer eher abstrakten Ebene über die Gefühls- und Gewissenslage der Protagonisten gesprochen werden muss. Wortspeicher und Redemittel sollten den Kindern in Plakatform zur Verfügung gestellt werden.

Es lohnt sich, im Zusammenhang mit der Geschichte auch die Erfahrungen der Kinder im Umgang mit Verboten, Ängsten und Gewissenskonflikten miteinzubeziehen. Es sollte thematisiert werden, dass Tim zunächst zu Tina hält und für sie schwindelt, aber im Moment der Sorge und Angst sich dann doch sehr erwachsen und verantwortlich zeigt, indem er Tinas Verschwinden Frau Bode meldet. Hier nimmt er in Kauf, dass er wegen seines Schwindels selbst bestraft werden kann. Insofern ist das Verhalten von Tim sehr mutig, das von Tina dagegen leichtsinnig. Wortspeicher und Redemittel finden sich unter der Datei Wortspeicher und Redemittel

Weiterführende Aktivitäten

Über ein szenisches Spiel bzw. über eine szenische Darstellung einzelner Sequenzen lassen sich die Gefühlslagen der Personen erfassen:
Tinas Angst als sie sich verläuft, Tims Loyalität gegenüber Tina, die sich dann in eine große Sorge verwandelt, und Frau Bodes Angst um den Verbleib eines ihr anvertrauten Kindes können die Kinder über ein Nachstellen unter Einsatz von Mimik, Gestik und Intonation zum Ausdruck bringen und nachempfinden.

Vorbereitend kann zu den jeweiligen Situationen und Personen zum besseren Verstehen und zur Aktivierung des Wortschatzes und zur Verwendung des Wortspeichers geclustert werden:

  • Wie fühlt sich Tina allein im Wald?
  • Wie geht es Tim, als Frau Bode aufbrechen will?
  • Wie fühlt sich Frau Bode, als sie erfährt, das Tina verloren gegangen ist?

Informationen zu den Lernmaterialien

Erst auf der Grundlage einer angeleiteten Textrezeption sollten die Hör-, Lese- und Schreibaufgaben allein oder in Partner- oder Gruppenarbeit gelöst werden.

Lernbereich Hören

Auf der Basis einer angeleiteten Texterschließung trainieren die Kinder ihre Hör- und Sprachkompetenz über die angebotenen Übungen.

So muss bei der 1. Hörübung bei jedem Satz darauf geachtet werden, ob sich ein inhaltlich falsches Wort eingeschlichen hat oder nicht.

Bei der 2. Hörübung geht es darum, sein Gehör auf die Namen „Tina“ und „Tim“ auszurichten und möglichst schnell zu reagieren.

Bei der 3. Hörübung geht es um konkrete Informationsentnahmen. Hier werden zu einzelnen Textabschnitten Fragen gestellt, die sich auf eine Aussage beziehen und detailliert beantwortet werden müssen.

Bei der 4. Hörübung wird das globale Textverstehen überprüft. Hier sollen die Kinder einen Textabschnitt einem Bild passend zuordnen.

Lernbereich Sprechen und Erzählen

Die Bildvorlagen und die ausgewählten Bildwortkarten und der Wortspeicher bieten Kindern, die noch unsicher im deutschen Sprachgebrauch sind, Erzählhilfen für eine freie Nacherzählung. Gespräche lassen sich über verteilte Rollen nachspielen.

Lernbereich Lesen

Die Vorlage „Lesetheater“ enthält den Rollentext zu „Der Schulausflug“gibt es als Lang und als Kurzfassung. Die einzelnen Rollen der Protagonisten sowie die des Erzählers sind in eindeutige Sprechabschnitte unterteilt.

Der Text sollte den Kindern bereits vertraut und inhaltlich ausgiebig erschlossen sein. Erst auf dieser Grundlage können sie sich einem Lautleseverfahren widmen. Denn hier steht die Sprechgestaltung im Vordergrund. Jeder Charakter und jeder Dialog kann nun über die Intonation zum Leben erweckt werden.

Zur Orientierung wurden den einzelnen Rollen Adjektive zugewiesen, die die Emotion des jeweiligen Sprechers zum Ausdruck bringen. Gerade DaZ lernende Kinder sollten vorher die Gelegenheit haben, sich mit diesem Wortmaterial auseinanderzusetzen. Es ist sinnvoll, die Gefühlsaudrücke zu klären, indem sie Situationen zugeordnet werden (Wann sprichst du erschrocken, erstaunt, ängstlich, kleinlaut ...). In einem Warming up lassen sich in unterschiedlicher Intonation spielerisch erproben: Sprich die Sätze: „Magst du Käse?“, „Wir müssen Tina finden!“, „Ich hab´ große Angst gehabt“ mit unterschiedlichen Gefühlen: überrascht, erstaunt, empört, ängstlich, ...).

Das Kreislesen ist ein kooperatives reziprokes Leseverfahren, das wichtige Lesestrategien arbeitsteilig in einer Vierergruppe trainiert.