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Eine haarsträubende Geschichte

von Achim Bröger

aufbereitet und zusammengestellt
von
Krystyna Strozyk und Gicell Arteaga

Inhalt

Achim Bröger erzählt eine Geschichte aus dem Alltag, quasi aus der direkten Nachbarschaft. Mit großem Humor und Witz nimmt er die menschlichen Vorlieben für Tratsch- und Klatschgeschichten aufs Korn. So bauscht er eine banale Beobachtung auf der Straße zu einer „haarsträubenden Geschichte“ auf.

„Hast du eben Herrn Felix und Herrn Konrad gesehen?“ fragt der Mann mit Regenschirm die Frau mit Dackel. „Ich glaube, die haben sich nicht gegrüßt.“

Umgehend wird diese Beobachtung weitergetragen und nur ein klein wenig ergänzt: „Und böse angesehen haben sie sich auch.“ Man kann sich vorstellen, wie es weitergeht. Die Gerüchteküche auf der Straße kocht von Person zu Person weiter hoch. Am Ende gibt es eine tolle „Familienkeilerei“ mit Polizei und Krankenwagen. Erst als Herr Konrad zum Schluss persönlich auftaucht, löst er große Verwunderung aus. Er sieht gut aus und will sich mit Herrn Felix auf ein Bier treffen. Da kann der Mann mit Glatze nur noch staunen.

Strukturelle Merkmale

Die Geschichte erhält durch ihren kettenförmigen Erzählaufbau sowohl konstante Redemuster als auch sich wiederholende Elemente, die von Dialog zu Dialog um neue vermeintliche Beobachtungen erweitert und variiert werden. Dadurch wirkt sie besonders reizvoll und lädt zum Nacherzählen und Nachspielen ein.

Textanspruch

Der Text ist wegen seiner grammatischen Struktur und der verwendeten Begrifflichkeiten äußerst anspruchsvoll. Pronomen, insbesondere Personalpronomen, müssen den Kindern bekannt sein, sodass in den wechselnden Dialogsituationen der jeweilige Sprecher identifiziert werden kann.

Auch einige Wörter, wie z. B. „haarsträubend“ oder die Redewendung „Da können einem ja die Haare zu Berge stehen“, müssen für DaZ lernende Kinder erklärt werden.

Zielgruppe

Der Text eignet sich insbesondere für Viertklässler und deutschspracherfahrene Drittklässler.

Impressionen

"Eine haarsträubende Geschichte" – Lesetheater in 9 Sprachen

Unter Anleitung der Theaterpädagogin Gisela Haak ist dieses Lesetheater von unserem Mulingula-Team in 9 Sprachen umgesetzt worden. In vereinfachter Form lässt sich ein Personentheater auch mit Kindern umsetzen. Dann macht übendes Lesen für Kinder einen besonderen Sinn. Die Vorführung oder auch eine Filmproduktion motivieren im Vorfeld und werten die Leseleistung der Kinder ungemein auf.

Die freigestellten Figuren aus dem Bilderbuch „Eine haarsträubende Geschichte“ von Achim Bröger sind hervorragend für ein Stabfigurentheater geeignet. Hier werden die Figuren über eine verlängerte Schnittkannte über Erzählschienen geführt.

 

Methodische Hinweise

Der Textanspruch erfordert neben dem selbstständigen Erlesen bzw. Hören auf Deutsch oder in der Familiensprache am Tablett oder PC auch eine gemeinsame Rezeption über das Vorlesen oder das Lesen mit verteilten Rollen (z. B. in Form des Lesetheaters).  Eine Anschlusskommunikation über ein gemeinsames Unterrichtsgespräch, das Verständnisfragen der Kinder und textinterpretierende Fragen der Lehrkraft zulässt, sorgt für den notwendigen Verstehenshintergrund. Zentrale Schlüsselwörter können gemeinsam und durchaus schon im Vorfeld über die Bildwortkarten geklärt werden.

Eine Vorstellung der Protagonisten mit ihren jeweiligen Attributen (s. Bildwortkarten) vor der Textrezeption erleichtert Kindern die Orientierung während des Erzählvortrags. Sinnvoll wäre z. B. eine gemeinsame Betrachtung und Benennung der jeweiligen Personen, die dann anschließend während eines Vorlesevortrages von den Kindern sukzessive in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden.

Erst auf der Grundlage einer angeleiteten Textrezeption sollten die Hör-, Lese- und Schreibaufgaben allein oder in Partner- oder Gruppenarbeit gelöst werden.

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Lernbereich Hören

Auf der Basis einer angeleiteten Texterschließung trainieren die Kinder ihre Hör- und Sprachkompetenz über die angebotenen Übungen. So muss bei der Hörübung 1 ein fehlerhaftes Wort, das sich in einem Textabschnitt versteckt hat, identifiziert und sinnvoll ersetzt werden. Bei der Hörübung 2 geht es darum, einer Textszene ein passendes Bild zuzuordnen. Beide Übungen können allein oder zu zweit durchgeführt werden.

Lernbereich Sprechen und Erzählen

Die Bildvorlagen und die ausgewählten Erzählwörter (Bildwortkarten Arabisch, Farsi, Romanes, Russisch, Tamil, Türkisch) bieten den Kindern Erzählhilfen für eine freie Nacherzählung. Allerdings sollten den Kindern hier auch die Redemittel (s. Redemittel) zur Verfügung gestellt werden.

Lernbereich Lesen

Die Datei Leseseiten zum Text enthält den Originaltext, der den einzelnen Erzählepisoden entsprechend gegliedert ist. So bekommt der umfangreiche Text eine überschaubare Struktur. Textentlastend wirken auch die Szenenbilder, die jedem Leseabschnitt zugeordnet wurden. Die passende Überschrift lässt sich über die Text- und Bildinformationen zuordnen. Ebenso müssen abschnittweise schwierige Wörter einer Erklärung zugeordnet werden. Der Leser erhält eine kleine Verstehensinsel, die eine weitere Informationsaufnahme erleichtert.

Die Leseseiten Dialogisches Lesen erfordern ein detailgenaues Lesen, weil die Redeanteile der unterschiedlichen Personen genau identifiziert und markiert werden müssen. Die Leseseiten Dialogisches Lesen Diff+ sind stark an den Originaltext angelegt und enthalten neben den Dialogen einen höheren Erzählanteil.

Das Lesedomino wird kooperativ in Partner-oder Gruppenarbeit eingesetzt. Jeder Teilnehmer erhält die gleiche Anzahl an Textabschnitten. Das Kind mit der Startkarte beginnt. Die anderen legen an. Die grauen Hervorhebungen kennzeichnen in komplexen Dialogsituationen die Personalpronomen und ihre Bezugsnomen.

Die Fragen zum Text beziehen sich auf das Lese-Sinnverstehen. Der Text muss in seiner komplexen Struktur gut durchdrungen werden. Ggf. ist ein gezieltes Nachlesen erforderlich.

Die Spielvorlage Lesetheater enthält den Rollentext zu „Eine haarsträubende Geschichte“. Die einzelnen Rollen der Protagonisten sowie die des Erzählers sind in eindeutige Sprechabschnitte unterteilt.
Der Text sollte den Kindern bereits vertraut und inhaltlich ausgiebig erschlossen sein. Erst auf dieser Grundlage können sie sich einem Lautleseverfahren widmen. Denn hier steht die Sprechgestaltung im Vordergrund. Jeder Charakter und jeder Dialog kann nun über die Intonation zum Leben erweckt werden.
Zur Orientierung wurden den einzelnen Rollen Adjektive zugewiesen, die die Emotion des jeweiligen Sprechers zum Ausdruck bringen. Gerade DaZ lernende Kinder sollten vorher die Gelegenheit haben, sich mit diesem Wortmaterial auseinanderzusetzen. Es ist sinnvoll, die Gefühlsaudrücke zu klären, indem sie z. B. Situationen zugeordnet werden (Wann sprichst du erschrocken, erstaunt, überrascht, ...) oder sprechend erprobt werden (Beispiel: Sprich den Satz: „Ich glaube, die haben sich nicht gegrüßt“ mit unterschiedlichen Gefühlen: überrascht, erstaunt, empört, ...).

Lernbereich Schreiben

Ausgehend von dem zentralen Motiv der „haarsträubenden Geschichte“ mit ihrem kettenförmigen Erzählaufbau bietet sich das Verfassen einer Analogerzählung unbedingt an. Dies setzt jedoch voraus, dass der Textaufbau des Originals mit dem stilistischen Element der Übertreibung sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der strukturellen Ebene gut erfasst wurde.

Daher haben die ersten Aufgaben der Schreibangebote eine texterklärende Funktion und fokussieren inhaltliche und textstrukturelle Merkmale. Die zentrale Redewendung „Da können einem ja die Haare zu Berge stehen“ und der Begriff „haarsträubend“ werden beispielhaft erläutert. Daz-Lerner erfassen das zugrunde liegende Prinzip der Übertreibung und können eine ähnliche Geschichte mit analogen Dialogsituationen angeleitet verfassen.

Über die Schreibangebote Diff+ können die Kinder auch eine ganz eigene Geschichte verfassen.
Das Schreibkarussell bietet die notwendige Planungsunterstützung.
Das Verfassen eines Textes erfordert einen längeren Prozess. Die einzelnen Schrittfolgen (Schreibidee finden, Planen, Schreiben, Beraten/Überarbeiten) werden über das Schreibkarussell für die Kinder transparent und greifbar gemacht. Besonders die Textplanung stellt für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, eine große Hilfe dar. Wenn hier differenzierte Angebote zur Vorstrukturierung eigener Ideen und Gedanken zur Verfügung stehen, lassen sich bereits Textfragmente auf der Wort- und Satzebene erstellen. Eine mündliche Erprobung der eigenen Textidee vor einem oder mehreren Zuhörern ist immer hilfreich und sensibilisiert für die Adressatenperspektive.